Ein Beitrag über das Buch „Wortwolken. Entdeckungen im Buch der Bücher.“

EntdeckungenImBuchDerBücherIn dem Buch „Wortwolken. Entdeckungen im Buch der Bücher.“ findet man gute Ideen und Anregungen, wie die Methode der „Wortwolken“ auch noch anders eingesetzt werden kann. Aus diesem Anlaß habe ich zunächst noch einmal eine Art „Chronologie“ der Methode zusammen getragen und gehe dann gezielt auf das neue Buch ein.

Eine kleine Geschichte der „tag clouds“, „word clouds“ und „Bibelclouds“

“Tag clouds” (Schlagwortwolken) wurden 2002 zum ersten Mal im Internet genutzt und fanden seit ca. 2004 immer weitere Verbreitung. Damals nutze z.B. die Webseite flickr.com als eine der ersten diese Visualisierungstechnik. 2006 entstand dann mit www.tagcrowd.com eine der ersten Webseiten, die diese Art der Textvisualisierung Internetnutzern zur Verfügung stellte, 2008 kam die populäre Seite www.wordle.net hinzu. Zu diesem Zeitpunkt wurden nicht mehr nur Schlagwortlisten ausgewertet sondern auch ganze Texte und so nannte man die resultierenden Grafiken auch „text clouds“ oder „word clouds“ (Wortwolken).

66Clouds_BookSchon sehr bald wurden auch biblische Texte und die Bibel als Ganzes durch diese Technik analysiert und illustriert. Beispiele gibt es bereits aus dem Jahr 2008. 2009 wurden auch erste Grafiken basierend auf deutschen Bibeltexten veröffentlich. Die Webseite www.66clouds.com und ein dazugehörendes Englischs Buch erschienen 2010: Damit wurde vermutlich zum ersten Mal systematisch jedes Buch der Bibel als word cloud dargestellt.

In 2010 kam ich zum ersten Mal mit „word clouds“ in Berührung und hatte ebenfalls die Idee, diese Technik auch einmal mit Texten der Bibel zu nutzen. Daraus entstand dann dieses Projekt Bibelclouds in dem ebenfalls alle Bücher der Bibel systematisch dargestellt werden. Dabei war das Ziel nicht nur visuell ansprechende Grafiken zu erzeugen, sondern diese durch ihre Systematik auch als Methode in der Pastoralarbeit z.B. mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen einsetzen zu können. So werden die gleichen Begriffe immer in der gleichen Farbe dargestellt, die Hintergrundfarbe richtet sich danach, in welchem Teil der Bibel ein Buch zu finden ist und die Anzahl der dargestellten Wörter orientiert sich am Umfang des jeweiligen biblischen Buches. Die resultierenden 73 Wortwolken erschienen im September 2012 im Verlag Patmos unter dem Titel „Bibelclouds. Die Bibel anders sehen“. Die darin enthaltenen Texte und Lesevorschläge sollen den Leser dazu anregen, selber im entsprechenden Buch der Bibel zu lesen.

EntdeckungenImBuchDerBücherEin neues Buch: „Wortwolken. Entdeckungen im Buch der Bücher“

Im Februar dieses Jahres erschien nun ein weiteres deutsches Buch welches die Technik der „word clouds“ im Kontext der Bibel nutzt. Unter dem Titel „Wortwolken. Entdeckungen im Buch der Bücher“ (Verlag SCM R. Brockhaus – 12,95 €) werden 16 Wortwolken vorgestellt. 16 Wortwolken? Da wird schon gleich klar, dass hier offensichtlich nicht systematisch jedes Buch der Bibel vorgestellt wird. Das Konzept des Buches ist auch sonst nicht wirklich mit den oben erwähnten Bibelclouds zu vergleichen: Die Texte der 8 verschiedenen Autoren nehmen den größeren Teil der knapp 70 Seiten dieses Buches in Anspruch und so kommt den meditativen Texten deutlich mehr Bedeutung zu. Die Texte beschränken sich nicht nur auf eine Interpretation der 16 Wortwolken sondern wurden „durch eigene Erkenntnisse angereichert“. Das führt zuweilen dazu, dass die Verbindung von Text und Wortwolke nur sehr oberflächlich erscheint. In einem Text zum ersten Johannesbrief kommt der Autor z.B. zu dem Schluß „Es gibt also tatsächlich einen Unterschied zwischen normalen, weltlichen Menschen und Christen. Wir sind Heilige. Wir sind Licht in der Finsternis.“ Und spätestens hier runzele ich ein wenig die Stirn und habe die Verbindung zur entsprechenden Wortwolke verloren. „Die Wortwolken sollen das Bibellesen nicht ersetzen, sondern helfen, wieder einen frischen Blick auf neue oder vielleicht schon altbekannte Texte zu bekommen und die biblischen Aussagen neu für sich selbst zu entdecken.“ – das sehe ich genauso. Aber die Texte in dem Buch haben zumindest mir persönlich hier nicht weitergeholfen – auch wenn sie immer ´mal wieder auf konkrete Textstellen in der Bibel hinweisen.

So wenig mich persönlich einige der Texte angesprochen haben, umso mehr sind für mich die 16 Wortwolken und die dahinter stehenden Ideen das eigentlich Interessante an diesem Buch. Denn hier wurden keineswegs einfach nur Bibeltexte kopiert und mit einem Wortwolken-Generator verarbeitet. Stattdessen wurde die Methode der „word clouds“ auf ganz verschiedene, meist sehr kreative Art und Weisen angewandt: Z.B. die Visualisierung der Zustände welche die Bibel mit dem Herzen des Menschen in Verbindung bringt, oder die am häufigsten genannten Instrumente oder Tiere in der Bibel, oder die meist genannten Personennamen, oder die Häufigkeit der Namen der Jünger Jesu in den Evangelien, oder die meistgenannten Verben in den Psalmen und so weiter. Am häufigsten wurde dabei die Schlachter-Bibel als Grundlage für die Textanalyse genutzt, aber auch die Lutherbibel und „Hoffnung für alle“ kamen wohl zum Einsatz. Nicht immer wird deutlich, welche Übersetzung einer Wolke zugrunde liegt und es ist auch nicht immer ganz klar, wie die Analyse durchgeführt wurde. Z.B. heißt es einmal „Häufigkeiten verschiedener zentraler Begriffe in der Schlachter-Bibel“ und es wird nicht klar, wie diese Begriffe denn ausgewählt wurden. Trotzdem überzeugen die Grafiken durch die besonders kreative Nutzung der „word clouds“ Methode. Sie ermöglichen in der Tat ganz neue „Entdeckungen im Buch der Bücher“ und auch ganz neue Entdeckungen der Wortwolken-Methode. Die Mit-Herausgeberin des Buches, Dr. Daniela Oelke, hatte bereits 2011 in der Zeitschrift „Faszination Bibel“ über einige dieser neuen Herangehensweisen geschrieben und dabei Lust auf mehr gemacht. Als Forscherin auf dem Gebiet der Textanalyse und Datenvisualisierung hat sie vielleicht auch noch weitere Ideen, wie sich durch solche Techniken neue Entdeckungen im Buch der Bücher machen lassen. Schön, dass es die 16 Wortwolken jetzt in Buchform gibt. Ich bin gespannt auf mehr …